Rehabilitation nach einem Hirnschlag

Von allen Menschen, die einen Hirnschlag - auch Schlaganfall genannt - erleiden, stirbt ein Fünftel bis ein Drittel unmittelbar oder innerhalb eines halben Jahres nach dem Ereignis. Rund ein Drittel bleibt auf Dauer behindert, und ein weiteres Drittel erholt sich vollständig vom Hirnschlag. Ob eine Behinderung zurückbleibt, hängt nicht nur davon ab, wo und wie stark das Gehirn geschädigt wurde. Sehr wichtig ist auch eine gute Rehabilitation.

Übersicht

Rehabilitation nach einem Hirnschlag beginnt schon im Spital. Ziel aller dort getroffenen Massnahmen ist es, dass sich der Patient vom Hirnschlag gut erholt. Er soll sich nach dem akuten Ereignis wieder in Familie und Gesellschaft eingliedern und ein möglichst aktives Leben führen können. Im Anschluss an den Spitalaufenthalt folgt, falls nötig, ein Aufenthalt in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik. Damit die Rehabilitation Erfolg haben kann, braucht es vor allem eins: den Willen und die Motivation des Patienten, mitzuarbeiten und seine Situation zu verbessern. Rehabilitation bedeutet nicht in erster Linie, sich pflegen zu lassen, sondern bereit sein, Neues zu lernen und sich ein besseres Körpergefühl anzueignen.

Einzelne Ziele der Rehabilitation sind:

  • Die körperliche Leistungsfähigkeit wieder aufbauen und das Vertrauen in den Körper zurückgewinnen.
  • Den Alltag wieder meistern – ob mit oder ohne fremde Hilfe.
  • Mit allfälligen Behinderungen möglichst gut zurechtkommen.
  • Notwendige Anpassungen des Lebensstils einleiten und langfristig beibehalten.
  • Negative psychische und soziale Auswirkungen des Hirnschlags verhindern oder reduzieren.

Ablauf der Rehabilitation

In der Rehabilitationseinrichtung stellt man einen individuellen Therapieplan zusammen, der ganz auf die Bedürfnisse des Patienten ausgerichtet ist. Bei Sprachstörungen wird eine Sprachtherapie (Logopädie) empfohlen, bei Bewegungsstörungen Physiotherapie und eventuell Ergotherapie. Wie lange der Aufenthalt dauern wird, ist schwierig zu sagen. Denn nach einem Hirnschlag lässt sich oft nicht abschätzen, ob eine Behinderung zurückbleibt und wie schwer diese sein wird. Eine Rehabilitation kann ein paar Wochen, Monate oder in seltenen Fällen auch mehr als ein Jahr dauern. Wichtig ist, dass Patient und Angehörige Geduld haben und regelmässig üben. Verbesserungen der gestörten Funktionen sind immer möglich. Je nach Art und Ausmass der Einschränkungen können verschiedene Therapieangebote genutzt werden.

Therapieangebote

  • Medizinische Versorgung: Überwachung des Gesundheitszustandes, Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung und Risikofaktoren
  • Pflege: Unterstützung bei alltäglichen Verrichtungen (Essen, Körperpflege etc.), Durchführung von medizinischen Massnahmen Physiotherapie: Bewegungstherapie, Kraft- und Koordinationstraining, Geh- und Rollstuhltraining
  • Ergotherapie: Einüben von Alltagstätigkeiten, zum Beispiel Anziehen, Essen, Körperpflege, Einkaufen, Haushalt machen, richtiger Gebrauch von Hilfsmitteln etc.
  • Logopädie: Sprach-, Sprech- und Stimmtraining, Training bei Schluckstörungen, Einüben von Lesen und Schreiben
  • Neuropsychologie: Abklärung von Wahrnehmungs- und Gedächtnisstörungen, Training von Erinnerung, Wahrnehmung und Konzentration
  • Ernährungsberatung: Informationen über ausgewogene Ernährung, Abklärung von besonderen Ernährungsbedürfnissen
  • Kreative Therapien: Musizieren, Malen, Töpfern oder Weben zur Förderung der praktischen Fähigkeiten, der Konzentration und zur Entspannung
  • Psychiatrische Behandlung und psychologische Beratung: Hilfe und Betreuung bei psychischen Störungen und Beschwerden
  • Sozialberatung: Beratung und Unterstützung bei sozialen, versicherungstechnischen und finanziellen Fragen

Ziele und Massnahmen der Rehabilitation

Nach einem Hirnschlag können ganz verschiedene Körperfunktionen beeinträchtigt sein. Die Rehabilitation hat zum Ziel, diese Funktionen zu verbessern.

Hirnschlag-Folgen Ziele und Massnahmen der Rehabilitation
Lähmungen, zum Beispiel einer Körperhälfte oder des Gesichts Beweglichkeit verbessern
Bewegungen erlernen, mit denen sich die Lähmungen kompensieren lassen
Umgang mit Hilfsmitteln erlernen und üben
Gehbehinderung Gehfähigkeit verbessern
Umgang mit Gehhilfen oder Rollstuhl erlernen
Sprachstörungen (Aphasie) Sprach- und Verständnisfähigkeit verbessern
Andere Möglichkeiten der Kommunikation erlernen
Schluckstörungen Behandlung von Schluckstörungen, so dass der Patient wieder essen und trinken kann
Abklärung von Massnahmen, um die Schluckstörung und die Nahrungsaufnahme zu verbessern
Gefühlsstörungen, zum Beispiel Temperatur- oder Berührungsempfindung Wahrnehmung verbessern
mit den Gefühlsstörungen umgehen lernen
Sehstörungen, zum Beispiel Doppelbilder Wahrnehmung verbessern
Umgang mit den Sehstörungen einüben
Wahrnehmungsstörungen zum Beispiel das Erkennen von Gesichtern Wahrnehmung verbessern
Alltagssituationen einüben
Schluckstörungen Behandlung von Schluckstörungen, so dass der Patient wieder essen und trinken kann
Apraxie, eine Störung von Handlungen und Handlungsabläufen Schritt für Schritt alltägliche Tätigkeiten wieder einüben
Umgang mit apraktischen Störungen lernen
Veränderungen der Emotionen Behandlung von psychischen Erkrankungen
Psychologische Beratung
Gedächtnisstörungen Gedächtnistraining
Umgang mit Gedächtnisstörungen lernen

Weitere wichtige Ziele der Rehabilitation sind:

Optimale medizinische Versorgung, inklusive Massnahmen, die einen zweiten Hirnschlag verhindern Betreuung bei psychischen Störungen Abklärung von sozialen, beruflichen und finanziellen Fragen Vorbereitung des Austritts – nach Hause oder in eine andere Wohnsituation

Das Leben danach planen

Schon während der Rehabilitation sollten Patient und Angehörige beginnen, das Leben nach der Rehabilitation zu planen. Beratung und Unterstützung bieten der Sozialdienst der Rehabilitationseinrichtung, aber auch Krankenversicherungen, AHV/IV, Pflegedienste, Sozialämter der Gemeinden, Gesundheitsligen und Altersvereinigungen. Bei der Planung des „Lebens danach“ stehen folgende Fragen im Zentrum:

  • Wohnen: Kann ich wieder zu Hause wohnen? Falls nicht – welche alternativen Wohnmöglichkeiten gibt es? Braucht meine Wohnung bauliche Anpassungen?
  • Betreuung: Wie viel Pflege benötige ich? Wer wird mich pflegen? Wie kann die Pflege organisiert werden? Wie viel Unterstützung benötigen meine Angehörigen? Wie können meine Angehörigen entlastet werden?
  • Behandlung: Wann und bei welchem Arzt finden ärztliche Kontrollen statt? Welche Medikamente muss ich einnehmen? Brauche ich weiterhin regelmässige Therapien?
  • Beruf: Kann ich wieder arbeiten wie zuvor? Falls nicht, welche Möglichkeiten stehen mir offen?
  • Finanzen: Wie verändert sich meine finanzielle Situation? Wer bezahlt die einzelnen Pflege- und Hilfeleistungen? Habe ich Anspruch auf eine IV-Rente oder eine andere finanzielle Unterstützung?
  • Hilfsmittel: Welche Hilfsmittel brauche ich? Wo kann ich diese beziehen? Wer bezahlt die Hilfsmittel?

Erfahren Sie mehr

Leben nach dem Hirnschlag

In diesem Ratgeber erfahren Betroffene, wie die Rückkehr in den Alltag aussehen kann, welche Fachkräfte sie dabei begleiten und welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Umfassende Informationen über Beratungs- und Unterstützungsangebote ermutigen dazu, den Lebensabschnitt nach dem Hirnschlag aktiv anzugehen.

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Beratungsstellen für professionelle Hilfe und Rat

Patientenorganisationen

  • Fragile Suisse - Schweizerische Vereinigung für hirnverletzte Menschen
  • Herzgruppen - Für Herz-Kreislauf-Patienten und nicht beeinträchtigte Hirnschlagpatienten
  • aphasie suisse - wenn Worte fehlen
  • INSOS - Nationaler Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung
  • avanti donne - Interessenvertretung Frauen und Mädchen mit Behinderung
  • Procap - Für Menschen mit Handicap
  • Pro Infirmis - die Organisation für behinderte Menschen
  • Pro Senectute - Für das Alter
  • Alzheimer Schweiz
  • diabetesschweiz - Information. Beratung. Prävention.
  • Inclusion Handicap - Dachverband der Behindertenorganisationen Schweiz
  • SBV - Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband
  • Rheumaliga Schweiz 
  • Stiftung MyHandicap

Behörden

  • AHV/IV - Invalidenversicherung
    www.iv-stelle.ch, www.ahv-iv.ch/de
  • BSV - Bundesamt für Sozialversicherungen

Hilfsmittel - Umgestaltung der Wohnung

  • Active Communication AG - we integrate. active.
  • SAHB - Hilfsmittelberatung für Behinderte
  • Hindernisfreie Architektur - Die Schweizer Fachstelle

Mobilität, Reisen

  • SBB - Call Center Handicap
  • MIS - Fachstelle für barrierefreies Reisen
  • Flughafen Zürich - Careport AG 
  • Plusport - Behindertensport Schweiz

Unterstützung für Angehörige

  • SRK Schweizerisches Rotes Kreuz
  • Spitex Verband Schweiz
  • sozialinfo.ch - Internetportal Sozialwesen Schweiz
  • Schweizer Entlastungsdienste

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