Möglichst gesund alt werden
Prof. Giovanni Camici untersucht, wie Gefässe altern und weshalb im Laufe des Lebens Herz-Kreislauf- Krankheiten auftreten. Die Schweizerische Herzstiftung verleiht ihm dafür ihren Forschungspreis 2020.
Wenn Prof. Giovanni Camici an der Universität Zürich seine Arbeit anpackt, führt ihn dies in Welten, die uns zwar ganz nah sind, die wir aber kaum kennen. Er reist ins Innere des Körpers und schaut sich dort gewisse Abläufe genauer an. Was er herausfinden will, ist uns ebenfalls sehr geläufig, dennoch für die meisten von uns ein Rätsel. Er will wissen, was dazu führt, dass mit dem Älterwerden auch vermehrt Herz-Kreislauf-Krankheiten auftreten.
Viele Bürden im Alter, darunter der Herzinfarkt und Hirnschlag, entstehen durch ein erkranktes Gefässsystem. Gesunde Arterien transportieren mit dem Blut die Nährstoffe und den Sauerstoff zu jeder einzelnen Zelle im Körper. «Die Gefässe sind die Angelpunkte unseres Überlebens», sagt Giovanni Camici.

Eine wichtige Funktion übernimmt die innerste Schicht der Arterie, also die Zellschicht, die einen direkten Kontakt mit dem Blut hat. Das sogenannte Endothel kontrolliert, welche Zellen und Stoffe im Blut mit dem umliegenden Gewebe ausgetauscht werden. Wird das Endothel beispielsweise durch Bluthochdruck oder Diabetes geschädigt, kann es sich stark verändern. Seine Funktionsweise ist plötzlich beeinträchtigt, es fördert die Ansammlung von Blutfetten und das Verkleben von Blutplättchen.
Die krankhaften Veränderungen des Endothels führen mit der Zeit zur Arteriosklerose und letztlich zu einem Herzinfarkt oder Hirnschlag. Die Forschungsarbeiten von Giovanni Camici haben nun Gene ausgemacht, die an diesen Veränderungen beteiligt sind, indem sie die Produktion von aggressiven Sauerstoffverbindungen oder Entzündungsstoffen in den Zellen beeinflussen.
Interessanterweise haben diese Gene eine doppelte Funktion: Sie steuern unser Lebensalter, also wie alt wir werden, und gleichzeitig eben auch altersbedingte Krankheitsprozesse im Herz-Kreislauf-System. Für diese wichtige Erkenntnis hat ihm die Schweizerische Herzstiftung 2020 den Forschungspreis verliehen.
Giovanni Camici ist kein Mediziner, sondern Biologe. Er arbeitet mit seinem Team im Labor. Doch er hilft, zusammen mit Ärztinnen und Ärzten Wege zu finden, um künftig Krankheiten zu verhindern und Heilungsprozesse zu beschleunigen. Sein Wunsch ist, von jedem Menschen früh ein genetisches Profil zu erstellen, das die wahrscheinlichen Erkrankungen im Alter voraussagt.
Dies ermöglicht eine persönliche vorbeugende Therapie, lange bevor der Hirnschlag oder Herzinfarkt zuschlägt. «Unsere Forschungsarbeit hat nicht zum Ziel, dass wir möglichst lange leben», sagt Camici, «aber, dass wir die Zeit, die uns das Leben schenkt, möglichst gesund verbringen können.»
Die Schweizerische Herzstiftung fördert Forschungsprojekte, um Patienten in Zukunft besser helfen zu können. Helfen auch Sie mit einer Spende.
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